Biologische Verpackungen
Nachhaltige Alternativen
aus natürlichen Rohstoffen
Ökologische Verpackungen auf einen Blick
- Bio-Verpackungen gibt es als Service-, Produkt-, Versand- und Transportverpackungen.
- Die Bezeichnung Öko-Verpackung hat sich ebenfalls im Sprachgebrauch etabliert.
- Der Begriff „Bio“ ist im Zusammenhang mit Verpackungen nicht eindeutig geregelt.
- Bio weist darauf hin, dass nachwachsende Rohstoffe wie bspw. Holz, Gras, Zuckerrohr, Bambus, Palmblättern, Mais oder Algen für das Verpackungsmaterial verwendet werden.
- Biobasierte Kunststoffe bestehen zu einem messbaren Anteil, aber nicht zwangsläufig zu 100 Prozent, aus nachhaltig gewonnener Biomasse.
- Biologische Verpackungen können recycelbar, biologisch abbaubar oder kompostierbar sein.
- Die Europäische Kommission hat am 30.11.2022 einen politischen Rahmen für die Verwendung der Begriffe biobasiert, biologisch abbaubar und kompostierbar im Zusammenhang mit Kunststoff vorgelegt.
Was sind biologische Verpackungen?
Für Bio-Lebensmittel gibt es klare EU-Richtlinien. Für Bio-Verpackungen, die auch als Öko-Verpackungen oder biologische Verpackungen bezeichnet werden, gibt es diese noch nicht. Hersteller und Shops haben oft ihre ganz eigene Definition von „Öko“. Dabei kann sich Bio sowohl auf die Rohstoffbasis als auch auf die Abbaubarkeit beziehen. Für die Differenzierung und Verwendung von Begriffen wie biobasiert, biologisch abbaubar und kompostierbar im Zusammenhang mit Kunststoffen hat die EU-Kommission Ende 2022 einen politischen Rahmen gelegt.
Erfahren Sie, wie viel Bio in verschiedenen nachhaltigen Verpackungen steckt und was der Unterschied zwischen „biologisch abbaubar“ und „kompostierbar“ ist. Bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil, welche Verpackung wirklich umweltfreundlich und ökologisch ist.
Wie finde ich die richtige Bio-Verpackung?
Für die Wahl der richtigen Verpackung ist es wichtig, die Differenzierung und Verwendung der Begriffe biobasiert, biologisch abbaubar und kompostierbar zu kennen. Diese erläutern wir im Anschluss. Kurze und prägnante Informationen zu etablierten umweltfreundlichen Materialien und Verpackungen einschließlich Vor- und Nachteilen finden Sie in unseren Infokästchen.
Was sind biobasierte Verpackungen?
Der Begriff „biobasiert“ wird im Zusammenhang mit Kunststoffen verwendet. Biobasiert bedeutet, dass die Polymere des Kunststoffs aus Biomasse (definiert in DIN EN 16575) hergestellt werden. Dafür verwendet man hauptsächlich stärke- bzw. cellulosehaltige Pflanzen wie Zuckerrohr, Mais, Miscanthus (Chinaschilf/Elefantengras) oder auch Reststoffe aus der Holzverarbeitung wie Tallöl. Wie viel biobasiertes Material letztlich in einer Bio-Verpackung steckt, ist von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich, kann aber mit speziellen Verfahren ermittelt werden. Fakt ist, je höher der Anteil an eingesetzten Biopolymeren ist, desto nachhaltiger können Erdölreserven geschont werden.
Biobasierte Kunststoffe, welche die DIN-Normen erfüllen, erkennt man am Keimling-Symbol des European Bioplastics e. V. auf der Verpackung. Da sich biobasierte Kunststoffe für den industriellen Kompostierungsprozess zu langsam zersetzen, sollten sie über die Gelbe Tonne entsorgt werden. Keinesfalls sind sie für den Heimkompost geeignet, da hier nicht die nötigen Bedingungen für eine rasche Zersetzung herrschen.
Was ist der Unterschied zwischen biologisch abbaubar und kompostierbar?
Diese beiden Begriffe werden insbesondere von Endkunden häufig synonym verwendet und nicht selten fehlinterpretiert. Es ist wichtig, die Unterschiede transparent zu machen und korrekt zu kommunizieren, damit Produkte nach Gebrauch in die richtigen Stoff- und Entsorgungsströme gelangen. Nur so können Verpackungen korrekt recycelt, Ressourcen geschont und Mülleintrag von kaum verrottendem Material in die Umwelt vermieden werden.
Vieles ist biologisch abbaubar – es kommt auf die Zeitspanne an
Sehr viele Stoffe und Verpackungen bestehen aus biologisch abbaubaren Materialien, das heißt, sie zerfallen unter natürlichen Umgebungsbedingungen mit der Zeit in ihre Bestandteile. Wie lange das dauert, ist allerdings höchst unterschiedlich. Die Zeitspanne reicht von wenigen Wochen bis zu Jahrtausenden.
- Taschentuch aus Papier 6 Wochen – 5 Jahre
- Zeitung 1-3 Jahre
- Plastiktüte 20 Jahre
- To-Go-Becher 50 Jahre
- Chipstüte 80 Jahre
- PET-Flasche 450 Jahre
- Getränkedose 500 Jahre
- Glas 50.000 Jahre
Kompostierbar – es kommt auf die Kompostierungsbedingungen an
Der Begriff Kompostierung bezeichnet die Eigenschaft eines organischen Stoffes, sich unter definierten Bedingungen innerhalb eines Kompostierungssystem zu Wasser, Kohlendioxid und Biomasse zu zersetzen. In der Abfallwirtschaft geschieht dieser Prozess unter definierten und kontrollierten Bedingungen bei mehr als 60 °C, um Kompost bzw. Humus zu gewinnen. Im Gegensatz zum Begriff „biologische Verpackungen“ gibt es für die Kompostierbarkeit eines Stoffes klare europaweit geltende Definitionen und Regelungen. In Deutschland ist dies die DIN 13432.
Von DIN CERTO zertifizierte kompostierbare Bio-Verpackungen tragen das DIN-Siegel. Für Bioabfall-Beutel, die sich nachgewiesenermaßen innerhalb von maximal 6 Wochen gemäß Bioabfallverordnung (BioAbfV) zersetzen, gibt es ein eigenes Siegel. Trotzdem sollten diese Beutel nicht über den Biomüll entsorgt werden, da manchen Kompostierungsanlagen noch die technischen Voraussetzungen fehlen, um diese Beutel schnell genug zu zersetzen.
Woraus bestehen biologische Verpackungen?
Das, was unter dem Begriff „ökologische Verpackungen“ vermarktet wird, kann aus den unterschiedlichsten Rohstoffen und Materialmixen hergestellt sein. Jeder hat seine ganz eigenen Vorzüge. Wir stellen Ihnen Pro und Contra sowie Basisinformationen zur jeweiligen Verpackung in einer kurzen und knappen Übersicht vor. Eine grobe Untergliederung der „biologischen“ Verpackungen erfolgt nach Service- und Produkt- bzw. Transportverpackungen.
Bio-Serviceverpackungen
- schöne Holzoptik
- angenehme Haptik
- sehr stabil und leicht
- hitze- und kältebeständig
- fett- und wasserabweisend
- keine Zusätze oder Beschichtungen
- biogisch abbaubar nach DIN 13432
- verhältnismäßig teuer
- (heim-)kompostierbar
- nur für sofort zu verzehrende Speisen geeignet
- Geschirr kann bei längerer Einwirkung von Speisen erweichen
- Erweichung kann zu Geschmacksbeeinträchtigungen führen
- lange Transportwege aus Asien, z. B. Indien
- begrenzte Verfügbarkeit
- nicht recyclingfähig
Das Geschirr und Besteck wird aus Blättern, welche die Arekapalme (Betelnusspalme) mehrfach im Jahr abwirft, hergestellt. Der Rohstoff fällt damit natürlicherweise an und muss nicht extra angebaut werden, was besonders ökologisch ist. Mithilfe von Wasserdampf werden aus den gereinigten Blättern Teller und Schalen gepresst oder gestanzt. Da die Blätter von Natur aus wasserabweisend sind, ist keine zusätzliche Beschichtung erforderlich.
- Barriere gegen Sauerstoff, Fette, Mineralöle
- geeignet für Lebensmittel und Non-Food
- Polymer auf Basis von 100 % Bio-Milchprotein
- Beschichtung ist in Wasser abbaubar und heimkompostierbar
- lebensmittelkonform
- beeinträchtigt nicht das Recycling von Papier und Karton
- frei von PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen)
- Mikroplastik entsteht auch beim Zerfall von Biopolymeren
- mögliche Kontamination bioabbaubarer Kunststoffe durch Mikroorganismen
Bei dieser neuartigen Beschichtung handelt es sich um ein von Lactips entwickeltes Biopolymer, das jedoch kein Kunststoff im Sinne der Einwegplastik-Richtlinie (EU) 2019/904 ist. Es kann Kunststoffschichten in Verpackungen ersetzen und hat damit einen enorm großen Anwendungsbereich.
- geeignet auch für Heißgetränke
- leichte Entsorgung über Papiertonne
- etablierte Recyclingwege und -Verfahren
- industrielle Kompostierung möglich
- individuell bedruckbar
- nur für Temperaturen bis 90 °C
- werden aus Frischfasern hergestellt
- können kritische PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) enthalten
- zeitlich begrenzte Dichtigkeit
- nur für To-Go-Verpackungen geeignet
- Bedruckung erfordert De-Inking (Druckfarbenentfernung) im Recyclingprozess
Pappschalen und -becher profitieren vom umweltfreundlichen Image von Papier und Karton. Sie gelten bei vielen Verbrauchern als nachhaltige Take-Away-Serviceverpackung. Spezielle Herstellungsverfahren machen es möglich, auf Kunststoff-Beschichtungen, z. B. aus PE, zu verzichten. Um die Verpackung fettabweisend zu machen, können allerdings PFAS zugesetzt sein, die sich in natürlichen Umgebungen anreichern und gesundheitlich bedenklich sind.
- schnell nachwachsender Rohstoff
- gesundheitlich unbedenklich
- stabil, leicht
- für flüssige und fettige Speisen verwendbar
- kälte- und hitzebeständig, mikrowellenfest
- hochwertige Optik, bedruckbar
- nach DIN 13432 industriell kompostierbar
- umweltverträglichere Lösung als Kunststoffverpackungen für Regionen ohne Sammelsysteme
- Lange Rohstoff-Transportwege nach Europa
- Verwendung von Pestiziden und Düngemitteln beim Zuckerrohranbau
- Anbau in Monokulturen
- Lt. VerpackG keine Entsorgung über Biotonne möglich
- Meist thermische Verwertung statt Kompostierung
- Bagasse wird üblicherweise zur Energiegewinnung in Zuckerfabriken verwendet und fehlt somit als Energieträger weiterhin auch im Agrarbereich als Dünger oder Futtermittel
- kann kritische PFAS enthalten
- kann mit PLA beschichtet sein
- Recycling nicht möglich
Bagasse bezeichnet die faserigen Überreste, die nach dem Prozess der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr oder Zuckerhirse übrigbleiben. Bagasse besteht aus Cellulose, Hemicellulose und Lignin. Von der Verpackungsindustrie wird Bagasse überwiegend zur Herstellung von Verpackungsschalen, Einmalgeschirr und Take Away Verpackungen verwendet.
Produkt- und Transportverpackungen
- stärke- oder zellulosebasiert
- leicht
- stoßsicher
- widerstandsfähig und flexibel
- zersetzt sich in Wasser
- kompostierbar in industriellen Anlagen
- wiederverwendbar
- unterschiedliche Entsorgung, je nach zugrundeliegendem Rohstoff
- Rohstoffbasis für Verbraucher und Entsorger nicht mit bloßem Auge erkennbar
- Füllstoff kann Schädlinge anziehen
Verpackungschips werden zum Füllen von Hohlräumen in Verpackungen verwendet. Neben biologischen Verpackungschips aus Mais-, Kartoffel- und Weizenstärke werden auch Zellulose oder biobasierte Kunststoffe wie Polystyrol (Polystyren) für Verpackungschips verwendet. Während biologische Chips meist sogar
(heim-)kompostierbar sind, sollten andere Materialien dem industriellen Recycling über die (braune) Bio-Tonne zugeführt werden.
- vielseitig verwendbar
- besonders stabil und langlebig
- keine chemische Behandlung erforderlich
- bedruckbar, lackierbar
- positive mikrobielle Eigenschaften
- hochwertige Optik
- recyclingfähig
- anfällig für Insektenfraß
- massive Holzverpackungen sind vergleichsweise schwer
Bei Holz handelt es sich um einen nachwachsenden Rohstoff. Allerdings wachsen die heimischen Hölzer vergleichsweise langsam. Holzverpackungen haben ein breites Anwendungsfeld:
- Spankörbe und Holzkisten für Obst, Gemüse und Backwaren
- Holzschachteln und exklusive Holzverpackung für hochwertige Produkte
- Europaletten mit und ohne Aufsatzrahmen
- Kisten für den Versand von Maschinen, Kunstgegenständen etc.
- fett- und wasserabweisend
- säurebeständig
- lebensmittelgeeignet
- gute Transparenz möglich
- gleiche Eigenschaften wie erdölbasiertes Polyethylen
- recycelbar
- leichte Entsorgung über die Gelbe Tonne
- Anbau von Mais und Zuckerrohr in Monokulturen
- Verwendung von Pestiziden und Düngemitteln beim Anbau
- weite Transportwege für Rohstoffe
- Mindestmenge biobasierter Rohstoffe im Produkt nicht festgelegt
- nicht biologisch abbaubar
- nach dem Recycling nicht mehr für Lebensmittel verwendbar
Green PE bzw. Bio-Polyethylen wird aus Zuckerrohr oder Mais gewonnen. Es wird vornehmlich für Folien und Beutel sowie als Beschichtung oder für Umverpackungen verwendet. Da es bereits etablierte Kreislaufsysteme für Kunststoffe gibt, können diese auch für das Recycling von Green PE genutzt werden. Die hieraus entstehenden Granulate können über die Fertigung von Gebrauchsprodukten wie bspw. Blumentöpfen wieder nachhaltig in die Verwendung genommen werden.
- biobasiert
- beständig gegenüber Ölen, Fetten und Alkohol
- lebensmittelgeeignet und wasserdampfdurchlässig
- transparent
- säurebeständig
- steif, hohe Schlagzähigkeit
- rohstoffliches und werkstoffliches Recycling möglich
- Anbau von Mais oder Zuckerrohr erfolgt in Monokulturen
- aufwendiges Herstellungsverfahren
- geringe Wärmeformbeständigkeit
- kann erdölbasierte Zusätze enthalten
- keine Heimkompostierung möglich
- gilt als Störstoff für industrielle Kompostierungsanlagen
- Verklebung von Recyclinganlagen anderer Kunststoffe durch PLA
- (noch) fehlende Recyclingströme
- Mikroplastik entsteht auch beim Zerfall von Bio-Kunststoffen
PLA = Polymilchsäure (Polylactid Acid) ist ein recycelbarer und bioabbaubarer Kunststoff, der in einem aufwendigen Prozess mittels Hydrolyse, Fermentation, Dehydration und Polymerisation aus natürlichen Rohstoffen wie Zuckerrohr oder Mais gewonnen wird. PLA kann Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) ersetzen. Anwendungsgebiete:
- Lebensmittelverpackungen, beispielsweise Joghurtbecher, Dosen
- Serviceverpackungen, beispielsweise Trinkbecher, Tragetaschen
- Versandverpackungen, beispielsweise Luftpolsterbeutel
- Landwirtschaft, beispielsweise Mulchfolien
- Reststoffverwertung
- Recyclingweg: Papiertonne
- kompostierbar
- stabil, stoßabsorbierend
- nimmt Feuchtigkeit auf
- bedruckbar
- ohne Zusätze
- Verbrauch von Frischfasern für Lebensmittelverpackungen
- begrenztes Recycling von Papierfasern
Faserguss wird aus zerriebenen frischen Holzfasern (Holzschliff) unter Hinzugabe von Wasser hergestellt oder aus Altpapier. Die Formen werden mittels Pressen und Trocknen hergestellt. Das im Holz enthaltene Lignin fungiert dabei als natürlicher Klebstoff. Fasergussverpackungen aus Primärfasern sind für Lebensmittel, z. B. Eier, Obst und Gemüse geeignet. Fasergussverpackungen aus Altpapier werden u. a. in Produkt- und Transportverpackungen als Stoßschutz und Styroporersatz eingesetzt. Auch spezielle wasserabweisende Beschichtungen sind möglich.
- hoch transparent
- gute Sauerstoffbarriere
- fettbeständig
- wasserdicht
- wasserdampfdurchlässig
- biologisch abbaubar
- kompostierbar
- teure Verpackung
- energieaufwendige Herstellung
- kann beschichtet sein oder Zusatzstoffe enthalten
Für den Herstellungsprozess von Zellophan aus Holz wird neben Chemikalien wie Schwefelsäure und Natronlauge viel Wasser und Holz benötigt. Bisher gibt es hierzu noch keine umweltschonende Alternative. Zellophan (Cellophan) wird seit vielen Jahrzehnten für die Verpackung von Lebensmitteln verwendet.
Reines Zellophan ist problemlos über den heimischen Kompost zu entsorgen – also kompostierbar.
- leicht
- bedruckbar
- mehrfach recycelbar
- biologisch abbaubar
- viele Rohstoffalternativen zu Holz, z. B. Gras, Bambus, Zuckerrohr
- kompostierbar
- kostengünstig
- nicht hitzebeständig
- nicht unbegrenzt recycelfähig
- bildet keine Barriere gegen Feuchtigkeit, Fett und Sauerstoff
- bei Lebensmittelkontakt nur Frischfasern oder beschichtetes Recyclingpapier erlaubt
- energieintensive Herstellung
Kartonagen bestehen aus Holzschliff, Zellstoff und Altpapier – und das zu unterschiedlichen Anteilen. Hochwertige Kartonagen weisen dabei den geringsten Holzschliff-Anteil auf. Sie eigenen sich für Bedruckungen und werden meist für Verkaufsverpackungen verwendet. Besonders stabil sind Kartons aus mehreren miteinander verklebten Schichten aus Wellpappe. Mehr zu Kartonverpackungen und Papierverpackungen.
Sind biologische Verpackungen nur ein Trend oder ein Schritt zu mehr Nachhaltigkeit?
Ein schonender Umgang mit Ressourcen, Umweltverträglichkeit und Klimaschutz sind zentrale Themen der öffentlichen Diskussion. Immer mehr Verbraucher und Politiker fordern nachhaltige Lösungen und den Verzicht auf Kunststoff bzw. Plastik auch bei und in Verpackungen. So ist es nicht verwunderlich, dass laufend neue (vermeintlich) nachhaltige und ökologische Verpackungen auf den Markt drängen. Für Unternehmen wie für Kunden bringt das die Herausforderung mit sich, die Nachhaltigkeit einzelner Verpackungen zu beurteilen und gegeneinander zu gewichten, um die individuell beste Lösung zu finden.
Spannend bleibt hierbei die Beantwortung der Frage, ob zukünftig bessere als auch effizientere Recyclingströme und -lösungen etabliert werden können oder Nachhaltigkeit durch biologische Abbaubarkeit der eingesetzten Rohstoffe eine umwelt- sowie ressourcenschonendere Variante darstellt.
Welche interessanten Entwicklungen gibt es im Bereich biologischer Verpackungen?
Verpackungen ökologisch und umweltfreundlich gestalten: Dieser Herausforderung stellen sich weltweit immer mehr innovative Unternehmen und Verpackungshersteller. Hier einige Beispiele:
- Ein polnisches Start-up stellt Bio-Einweggeschirr aus Weizenkleie her – lebensmittelgeeignet, temperaturbeständig, essbar und vollständig biologisch abbaubar.
- In Indonesien dienen Algen als Grundstoff für transparentes Verpackungsmaterial, das geruchs- und geschmacksneutral ist, sich in heißem Wasser auflöst und kompostiert werden kann.
- In den USA haben Forschende eine biologisch abbaubare Folie aus Süßkartoffelstärke und Thymianöl für Lebensmittelverpackungen entwickelt, die flexibel, widerstandsfähig und antibakteriell ist.
- Neben Öko Gras- und Kakaopapier gibt es auch Baumwollpapier aus Fasern, die in der Bekleidungsindustrie als Nebenprodukt bei der Baumwollaufbereitung anfallen, sowie Bierpapier aus Rückständen des Braumalzes und Zellulose.
- Ein US-amerikanisches Unternehmen entwickelt aus Pilzen und Nebenprodukten der Getreideproduktion kompostierbare Verpackungen, die in jede gewünschte Form gebracht werden können. Dieselben Vorteile haben auch biologisch abbaubare, wärmeisolierende Verpackungen aus Papierschaum bzw. Faserguss mit Grundstoffen wie Altpapier und Pflanzenstärke.
- Ein deutsches Unternehmen produziert styroporähnliche Verpackungen aus gepufftem Maisgries.
FAQ
-
Welche Vorteile bieten Öko-Verpackungen für Unternehmen?
Unternehmen können mit der Verwendung nachhaltiger Verpackungen ihr grünes Image aufbauen bzw. stärken. Idealerweise sind die Verpackungen dabei in eine Gesamtstrategie aus Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt, Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit integriert. Dies gilt nicht nur für Unternehmen, die ihre Produkte nachhaltig verpacken möchten, sondern auch für Produzenten ebendieser Verpackungsmaterialien.
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Wie findet man die ökologischste Verpackung für das eigene Produkt?
Die Beurteilung, welche, als umweltfreundlich deklarierte Verpackung, im individuellen Fall die ökologischste und nachhaltigste Variante ist und sich dem Kunden gegenüber entsprechend kommunizieren lässt, erfordert eine tiefgehende Auseinandersetzung mit deren Eigenschaften. In die Beurteilung von Vor- und Nachteilen einzelner Verpackungen für Umwelt, Produkt und Verbraucher fließen viele verschiedene Aspekte ein, z. B.
- Eignung für spezifische Produktanforderungen (z. B. lebensmittelecht)
- Bedingungen der Rohstoffgewinnung
- Verfügbarkeit von Rohstoffen
- Länge von Transportwegen und Kosten
- Verbrauch von Energie, Wasser, Chemie für den Herstellungsprozess
- Beurteilung der Ökobilanz / CO2-Fußabdruck
- Wiederverwendbarkeit, Abbaubarkeit oder Recycelbarkeit des Materials
- Vorhandensein etablierter Entsorgungsströme
- Verwendungsmöglichkeiten von Rezyklaten für neue Produkte
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Bio-Verpackungen: Wie kann man feststellen, ob das Material umweltfreundlich ist?
Biologische Verpackungen werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, die auf umweltverträgliche Weise weiterverarbeitet werden – z. B. aus Kartons aus zertifiziertem Holz, Hanf oder Gras. Die Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit der Herstellung und Entsorgung bestätigen verschiedene Siegel, z. B.
- PEFC™- und FSC®-Siegel
- Blauer Engel
- „OK compost HOME“ und „OK compost INDUSTRIAL“ des TÜV Austria
- „OK biobased“ des TÜV Austria
- „Biobasiert > __ %“ Zertifizierung des Biomasseanteils
von Bio-Kunststoffen durch DinCerto (TÜV Rheinland)
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Bestehen biobasierte Kunststoffe zu 100 % aus nachwachsenden Rohstoffen?
Nicht zwangsläufig, denn biobasierten Kunststoffen werden häufig bestimmte Additive und Hilfsstoffe zugesetzt, um die gewünschten Verarbeitungs- und Produkteigenschaften zu erzielen. Diese Zusatzstoffe müssen nicht auf nachwachsenden Rohstoffen basieren.
https://biowerkstoffe.fnr.de/fileadmin/biopolymere/dateien/pdfs/BioKS-10-Punkte-final.pdf
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Bestehen Öko-Verpackungen zu 100% aus biobasierten Kunststoffen?
Häufig ist nur ein Teil der Kunststoffe in Öko-Verpackungen biobasiert, der Rest besteht aus herkömmlichen, fossilen Ausgangsstoffen. Der prozentuale Anteil von biobasiertem und herkömmlichem Kunststoff in Polymeren (chemischen Kunststoffverbindungen) und in Produkten kann mit technischen Verfahren allerdings genau ermittelt werden.
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Sind biobasierte Kunststoffe recyclingfähig?
Biobasierte Kunststoffe mit der chemischen Struktur herkömmlicher Kunststoffe können genau wie diese recycelt werden. Andere Bio-Kunststoffe sind zwar grundsätzlich recycelbar, werden jedoch meist thermisch verwertet, da entsprechende Sortierpfade weitgehend fehlen.
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Sind alle ökologischen Verpackungen biologisch abbaubar?
Generell sind Öko-Verpackungen biologisch abbaubar, vor allem wenn die natürlichen Ausgangsstoffe ohne viel Einsatz von Chemie weiterverarbeitet wurden. Auch eine Verpackung aus biobasiertem Kunststoff zählt zu den Öko-Verpackungen. Viele dieser Verpackungen, ebenfalls in Abhängigkeit vom verwendeten Ausgangsmaterial, sind heute bereits biologisch abbaubar. Die Entsorgung erfolgt allerdings in der Regel über die Gelbe Tonne.