Verpackung mit Zuckerrohr auf einen Blick

  • Die nachwachsende Ressource Zuckerrohr liefert die Grundstoffe Bagasse, Ethanol und Polymilchsäure für Verpackungen
  • Aus Bagasse werden Lebensmittelverpackungen und Einweggeschirr hergestellt, die recyclingfähig, biologisch abbaubar und kompostierbar sind
  • Bio-Ethanol fließt in die vielseitigen Kunststoffe Bio-PE und Bio-PET ein – sie sind rezyklierbar, jedoch nicht kompostierbar
  • Bio-Polymilchsäure ist Grundlage für die kompostierbaren Kunststoff-Alternativen PLA und hitzebeständiges CPLA
  • Zuckerrohr wird u. a. auch zu Tüten, Stretchfolien sowie zu nachhaltigen Verpackungen für Kosmetika und Arzneimittel verarbeitet

Was versteht man unter Zuckerrohr-Verpackungen?

Verpackungen aus Zuckerrohr bestehen häufig aus Bagasse, einem Nebenprodukt der Zuckerproduktion. Es ist wasser- und fettundurchlässig, hitze- und kältebeständig sowie geschmacksneutral. Zuckerrohr ist außerdem Grundlage für biobasierte Kunststoffe aus Polyethylen (PE), Polyethylenterephthalat (PET) und Polymilchsäure (PLA und CPLA). Typische Verpackungsprodukte aus Zuckerrohr sind Lebensmittel- und Kosmetikverpackungen, Einweggeschirr, Stretchfolien und Tragetaschen.

Welche Verpackungen gibt es mit Zuckerrohr?

Zuckerrohr ist Ausgangsstoff für viele verschiedene Verpackungsprodukte. Das können Lebensmittelverpackungen aus Bagasse sein oder Kunststoff-Produkte auf Zuckerrohr-Basis, wie z. B. Folien oder Behälter. Verpackungen aus Zuckerrohr gelten als umweltfreundlich. Allerdings gibt es Unterschiede in Bezug auf ihren Zuckerrohr-Anteil, ihre Recyclingfähigkeit sowie ihre biologische Abbaubarkeit bzw. Kompostierbarkeit.

Stabile Verpackung: Zuckerrohr für Behälter, Tuben und Verschlüsse
  • sehr stabil
  • langlebig
  • recyclingfähig
  • Zusatzstoffe
  • nicht zu 100% biobasiert
  • nicht biologisch abbaubar

Kunststoff aus Bio-Ethanol kann wie erdölbasierter Kunststoff zu unterschiedlichsten Behältern verarbeitet werden. Diese eignen sich z. B. für Lebensmittel-, Medizin- und Kosmetikverpackungen. Die alternativen Plastik-Verpackungen und -Verschlüsse zeichnen sich durch eine hohe Stabilität und Langlebigkeit aus. Verpackungen aus Zuckerrohr-PE sind zu 100 % recyclingfähig.

CO2-schonende, recyclingfähige Schrumpf- und Stretchfolien
  • reißfest
  • recyclingfähig
  • 1:1 vergleichbar mit Neumaterial, da chemisch identisch
  • nicht biologisch abbaubar

Stretchfolien mit einem Anteil an Bio-PE aus Zuckerrohr werden z. B. für die Warensicherung auf Paletten verwendet. Mithilfe der dünnen Hand- und Maschinenstretchfolien entsteht ein stabiler Verbund für den sicheren Transport von Gütern. Auch Schrumpffolien werden aus Bio-PE hergestellt. Folie aus Zuckerrohr ist recyclingfähig.

Tragetaschen und Folienverpackungen aus Bio-PE und Bio-PET
  • robust
  • recyclingfähig
  • 1:1 vergleichbar mit Neumaterial, da chemisch identisch
  • nicht biologisch abbaubar

Bio-Ethanol aus Zuckerrohr fließt in Kunststoffe wie PE (Polyethylen) und PET (Polyethylenterephthalat) ein. Nachhaltige Plastiktüten mit einem hohen Anteil solcher Kunststoff-Alternativen sind stabil, mehrfach zu verwenden und recyclingfähig. Bei der Herstellung wird weitgehend auf Erdöl verzichtet. Aus biobasierten Kunststoffen werden auch Folienverpackungen für Trockenobst, Tiefkühlgemüse etc. hergestellt. Tüten und Folien sind nicht biologisch abbaubar.

Plastiktüten und Lebensmittelverpackungen aus PLA
  • transparent
  • hitzebeständig
  • feuchtigkeitsdurchlässig
  • fehlende Sortierpfade für Recycling
  • Folien werden von Kompostierungsanlagen aussortiert

Polymilchsäuren (Polylactide, PLA) aus Zuckerrohr sind Ausgangsstoff für Plastiktüten und Sichtfenster von Lebensmittelverpackungen. Das transparente, wasserdampfdurchlässige Material bewahrt das Aroma von Lebensmitteln und ist gemäß der europäischen Kompostierungsnorm DIN EN 13432 abbaubar. Unter Zugabe von Talk kristallisiert PLA zu CPLA und wird hitzebeständig. In dieser Form eignet es sich beispielsweise für Einwegbesteck oder Einwegdeckel von To-Go-Bechern für Heißgetränke.

Lebensmittelverpackungen und Einweggeschirr aus Bagasse
  • geschmacksneutral
  • hitze- und kältebeständig
  • kompostierbar

Bagasse ist die Bezeichnung für Faserrückstände, die nach dem Auspressen des Zuckerrohrs übrig bleiben. Zur gewünschten Form verarbeitet und von der Konsistenz ähnlich wie Styropor, eignet sich Bagasse als geschmacksneutrale Verpackung für frische Lebensmittel, wie z. B. Obst und Gemüse sowie als Material für nahezu alle Arten von Einweggeschirr.

Die Verpackungsschalen, Schachteln, Teller und Menüboxen sind robust und stabil, wasserundurchlässig und fettabweisend sowie kälte- und hitzebeständig bis 100 Grad Celsius. Biobasierte Verpackungen aus Zuckerrohr bzw. Bagasse sind vollständig kompostierbar. Gemäß Zertifizierung nach DIN EN 13432 zerfallen sie in einer industriellen Kompostierungsanlage innerhalb von 90 Tagen in ihre Grundsubstanzen.

Bagasse
Papier-Tragetaschen aus Zuckerrohr
  • frei von Bleichmitteln
  • bedruckbar
  • reißfest

Auch Papierprodukte werden aus Bagasse hergestellt. So gibt es Tragetaschen aus 100% Zuckerrohrpapier, die frei von Bleichmitteln und optischen Aufhellern sind und gut bedruckt werden können. Papiertüten aus Bagasse sind lebensmittelgeeignet, reißfest, recyclingfähig, biologisch abbaubar und kompostierbar. Bagasse kann auch zu Feinstpapier und Kopierpapier verarbeitet werden.

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Wie nachhaltig ist Verpackung aus Zuckerrohr?

Zuckerrohr-Verpackungen schonen fossile Rohstoffe. Anbau und Herstellung von Zuckerrohr gelten als umweltfreundlich und CO2-neutral. Je nach Ausgangsmaterial sind die Verpackungen recycelbar, können biologisch abgebaut oder industriell kompostiert werden. Bagasse zersetzt sich sogar auf dem Gartenkompost – das bedeutet maximale Nachhaltigkeit im Verpackungs-Bereich!

  • Anbau und Gewinnung von Zuckerrohr für Verpackungen
    Der schnell nachwachsende Rohstoff Zuckerrohr nimmt während seines Wachstums Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auf und verringert den CO2-Gehalt in der Luft – gut für die Öko-Bilanz! Die Pflanze kann unter geringem Wassergebrauch angebaut werden und stellt keine hohen Anforderungen an die Bodenqualität. Verglichen mit Mais oder Getreide zeichnet sich Zuckerrohr durch hohe Erträge aus.
  • Verarbeitung des erneuerbaren Rohstoffs zu Zuckerrohr-Verpackungen
    Die Produktion von Bagasse ist besonders umweltfreundlich, da hier ein Abfallprodukt der Zuckerherstellung sinnvoll weiterverwendet wird. Ein Teil der Faserrückstände kann für die Befeuerung der Produktionsanlagen verwendet werden – solche selbstversorgenden Energiesysteme schonen die endlichen, nicht nachwachsenden Ressourcen. Zur Herstellung von Verpackungen wird der Bagasse-Faserbrei unter Druck in die gewünschte Form gepresst, ohne Klebstoff oder andere Hilfsstoffe. Die Herstellung der Bio-Kunststoffe PE und PET aus Zuckerrohr verbraucht viel weniger Erdöl und CO2, als dies bei herkömmlichem Kunststoff der Fall ist. Bio-Plastik kann wie erdölbasierter Kunststoff verarbeitet werden. Unter Umständen werden dabei allerdings Zusatzstoffe wie Weichmacher, Gleitmittel, Stabilisatoren oder Farbstoffe zugesetzt. PET-Verpackungen mit Zuckerrohr-Anteil sind derzeit nur zu maximal 30 % biobasiert. Unternehmen können ihre Produkte nach DIN CERTCO zertifizieren lassen: Entsprechende Siegel weisen aus, dass das Produkt 20-50 %, zu 50-85 % oder zu mehr als 85 % aus Biomasse besteht.
  • Abbaubarkeit und Entsorgung von Zuckerrohr Verpackungen
    Verpackungen aus Bagasse sind biologisch abbaubar und kompostierbar. Dasselbe gilt für PLA aus Zuckerrohr. Produkte aus biobasiertem PLA können auch recycelt werden, jedoch gibt es derzeit hierzulande noch keine Sortierpfade hierfür. Kompostierbarkeit und biologische Abbaubarkeit können nach DIN CERTCO und entsprechend DIN EN 13432 zertifiziert werden. Weitere Siegel für Kompostierbarkeit sind das Keimling-Symbol von European Bioplastics e.V. und die OK-Compost-Logos von TÜV Austria. Produkte aus Bio-PE und Bio-PET sind nicht biologisch abbaubar oder kompostierbar, können aber recycelt werden. Die Rezyklate werden zu neuen Kunststoffen verarbeitet, die allerdings nicht lebensmittelgeeignet sind. Als Teil der Kreislaufwirtschaft schonen Rezyklate fossile Ressourcen und verringern den CO2-Ausstoß.

Welche Rohstoffe sind Alternativen zu Zuckerrohr?

Neben Zuckerrohr werden auch Tallöl oder gebrauchtes Speiseöl, Mais und Kartoffeln als Ressourcen für Bio-PE und Bio-PET genutzt. PLA-Verpackungen werden ebenfalls aus Maisstärke hergestellt. Alternative Abfallprodukte aus der Lebensmittelherstellung, wie z. B. Apfeltrester, könnten künftig als Grundlage für Bio-Kunststoffe dienen. Daneben gibt es Unternehmen, die biobasierte Kunststoffe und Verpackungen aus Algen, Pilzen, Hanf, Disteln, Kaffeesatz oder dem Milchprotein Casein entwickeln oder bereits herstellen.

Aktuelle Entwicklungen bei Verpackungen: Zuckerrohr bleibt im Trend

Zuckerrohr hat einen wichtigen Anteil im wachsenden Verpackungs-Markt. Konsumenten werden immer umweltbewusster, während Online-Shopping und Take-Away-Gastronomie weiter zunehmen. Daher wird Zuckerrohr weiterhin in Kunststoff-Verpackungen wie auch in Kunststoff-Produkte selbst einfließen. Umweltbewusste Unternehmen, darunter große Unterhaltungselektronik- und Spielzeughersteller, treiben hier die Entwicklung an.

Grundsätzlich gilt es, den Anteil schnell nachwachsender Rohstoffe wie Zuckerrohr bei Verpackungen zu steigern. Weitere Potenziale für Zuckerrohr-Verpackungen liegen im Ausbau von Mehrwegsystemen und dem Recycling von Verpackungen aus Bio-PLA.